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Mackay, John Henry

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John Henry Mackay (* 6. Februar 1864 in Greenock, Schottland; † 16. Mai 1933 in Berlin); der Dichter und Schriftsteller John Henry Mackay zählt zu den bekanntesten Repräsentanten des deutschsprachigen Individualanarchismus.

John Henry Mackay (1864-1933)


Leben

Mackay wurde als erster Sohn eines schottischen Vaters, John Farquhar Mackay, Assekuranzmakler in Schiffen und einer deutschen Mutter, Luise Mackay, geb. Ehlers, die aus einer wohlhabenden Hamburger Kaufmannsfamilie stammte, geboren. Bedingt durch den frühen Tod seines Vaters, Mackay war noch keine 2 Jahre alt, kehrte seine Mutter nach Deutschland zurück und so wuchs er zuerst bei seiner Mutter in Hamburg auf, nach ihrer Wiederverheiratung mit Alfred Dumreicher, einem Baurat, ab seinem zehnten Lebensjahr in Saarbrücken.

Mackay verlebte seine Schulzeit überwiegend als zahlender Gast bei fremden Familien. Er besuchte das Gymnasium in Burgsteinfuhrt (1879-1880) und in Birkenfeld (1880-1883). Mackay war kein bequemer Schüler, wohl begabt, aber nicht an den Fächern interessiert, deren Sinn und Nutzen er nicht einsah. Er besaß, was er in seinem Buch "Abrechnung" zum Ausdruck brachte, von der Schule, der staatlichen Anstalt, keine hohe Meinung.

Ostern 1883 verließ er neunzehnjährig mit einem Einjährigenschein die Schule. Im gleichen Jahr unternahm Mackay einen missglückten Versuch, in einem bürgerlichen Beruf Fuß zu fassen; er wollte eine Lehre als Verlagsbuchhändler machen, wozu er aber offenbar nicht geeignet war. Als Zwanzigjähriger machte Mackay eine Schottlandreise, um seinen Geburtsort und auch seine schottischen Verwandten kennen zu lernen. Englisch hatte Mackay erst als Schüler gelernt, beherrschte die englische Sprache nicht völlig, aber doch gut genug, um englische und auch amerikanische Gedichte ins Deutsche zu übersetzen.

Ab 1884 hörte Mackay auf den Universitäten Kiel, Leipzig und Berlin Philosophie, Kunst und Literaturgeschichte. 1887 ging er dann für ein Jahr nach London, um eingehend die dortigen sozialen und politischen Bewegungen zu studieren.

In London wird Mackay1888 mit den Ideen des amerikanischen Anarchisten Benjamin R. Tucker vertraut, den er auch später in den USA besuchte, woraus dann eine lebenslange Freundschaft resultierte; im Lesesaal des Britischen Museums stößt Mackay auch auf den Namen Max Stirner; aber er verschob die Lektüre von dessen Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum" auf den Winter 1888/89.

Mackay verbrachte mehrere Jahre in der Schweiz, reiste viel und kehrte erst 1892 nach Berlin zurück, um dort seine begonnenen Forschungen über Max Stirner abzuschließen.

Auch später unternahm Mackay noch häufig Reisen, aber Berlin wurde ab 1892 sein Hauptwohnsitz und er lebte bis zu seinem Tode in Berlin Charlottenburg.

Dem amerikanischen Germanisten Thomas A. Riley (Bowdoin College) ist es zu danken, dass er aus den persönlichen Briefen Mackays belegen konnte, dass Mackay keineswegs reich war, aber bis zum Tode seiner Mutter 1902 über ein sicheres Einkommen von jährlich 2.000 Mark verfügte und 1900 von seiner Mutter 20 000 Dollar erhielt, wovon er den größten Teil in Form einer Leibrente bei einer Versicherungsgesellschaft anlegte.

Sicher ist auch, dass Mackay Einkommen aus seinen Schriften und seiner Mitarbeit an Zeitschriften erzielte und er bis zur Inflation als Künstler, Dichter und Schriftsteller in einer relativen Unabhängigkeit leben konnte. Bedingt durch die Inflation 1923, der völligen Entwertung seiner privaten Lebensversicherung, geriet er in finanzielle Schwierigkeiten und mußte sein umfangreiches Mackay Stirner- Archiv (Früchte einer fast dreißigjährigen Sammlertätigkeit) für einen geringen Preis an das Marx-Engels-Institut in Moskau verkaufen. Dort befindet es sich noch heute.


Der Dichter und Schriftsteller J. H. Mackay

Mackay war ein Künstler, Dichter und ein durch und durch leidenschaftlicher Schriftsteller, sowie ein äußerst kritischer Denker und in seiner Weltanschauung ein Anarchist, der nicht in die üblichen Schablonen passte.

Er selbst hat stets zwischen den Werken seiner Weltanschauung, den Büchern "Die Anarchisten", den Gedichtbänden "Sturm", "Freiheitsucher", "Abrechnung" und seiner Prosa, seinen Gedichten und Erzählungen unterschieden und legte großen Wert darauf, dass seine weltanschaulichen Bücher nicht unentwegt als Romane verstanden und bezeichnet werden.

Er war ein Dichter von Versen, die als Lieder berühmt wurden, wie z.B. die Vertonungen durch namhafte Komponisten wie Richard Strauß ("Morgen"; "Heimliche Aufforderung"; "Verführung"; "In der Campagna") und Arnold Schönberg "Am Wegrand" sowie Eugen d` Albert : "Vorübergang". Nachdem er mit seiner Dichtung "Kinder des Hochlandes"(1885) bekannt wurde, erschien 1888 sein Gedichtband "Sturm", der zunächst, wie auch sein soziales Gedicht "Arma Parata Fero" dem Sozialistengesetz zum Opfer fiel, aber dann später immer neue Auflagen erlebte. Nach diesem Gedichtband (Ich will nicht herrschen, aber auch beherrscht nicht werden) wurde Mackay der Sänger der Anarchie genannt.

In seiner Poesie und seiner Prosa fand er einen eigenen Ton. Seine Dichtungen, Erzählungen und Romane wurden von namhaften Verlagen wie S. Fischer verlegt; dort erschienen seine Bücher "Menschen der Ehe"(1892), "Die letzte Pflicht"(1893 u. 1895),"Zwischen den Zielen"(1896),"Der Schwimmer" (1901); der Verlag Schuster & Loeffler publizierte seine Dichtungen "Wiedergeburt"(1896) und auch 1898 seine Biographie über Max Stirner. Bürgerliche Verlage waren es auch, die seine Novellen "Moderne Stoffe", Baumert & Ronge,(1889), zuvor den Gedichtband "Fortgang"(1888), oder auch seine Dichtungen "Das starke Jahr"(Verlag J.Schabelitz,1890) und 1891 sein berühmtes Buch "Die Anarchisten" einem breiteren Publikum zugänglich machten.

Mackay verkehrte in den Jahren bis zur Jahrhundertwende mit allen deutschen Dichtern, die durch ihre Literatur auf die Gesellschaft einwirken wollten; er war mit den Brüdern Heinrich und Julius Hart bekannt, mit Karl Henckel, Bruno Wille, Wilhelm Bösche befreundet und zu seinem Bekanntenkreis gehörten auch Johannes Schlaf, Max Halbe, Richard Dehmel, Erich Mühsam und andere Schriftsteller. Eine enge Freundschaft verband Mackay auch mit Rudolf Steiner, die durch dessen Eintreten für die Anthroposophie zerstört wurde, aber R. Steiner bewahrte in seiner Erinnerung einen Menschen " der Welt in sich trug" und dem im sozialen Leben der Menschen alles, was Gewalt (Archie) war, verhaßt war. Mackay, der in den verschiedenen naturalistischen Zeitschriften Gedichte und Essays veröffentlichte, war Mitglied des literarischen Vereins "Durch" und (zeitweise) des künstlerischen Ausschusses der "Neuen Freien Volksbühne" .In einer literarischen Studie(1891) schrieb Gabriele Reuter, es werde Mackays Schicksal sein, viel gehaßt und wenig verstanden zu werden; ein Weltbürger, der in Deutschland immer ein Ausländer bleiben wird. Das war zutreffend, denn kaum ein Dichter hatte es wie Mackay in der damaligen Zeit gewagt, jenen zu widersprechen, die der Menschheit einen glückseligen Zustand versprachen, aber mit ihren Ideologien nur neues Unheil bewirkten und sich von der Freiheit immer nur entfernten.

Mackay engagierte sich für die homoerotische Befreiungsbewegung in Deutschland. Er schrieb die homoerotischen Romane "Puppenjunge" und "Fenny Skaller", die alle unter dem Pseudonym Sagitta (Pfeil ) erschienen und von daher eigentlich seine schriftstellerische Existenz nicht beeinträchtigen konnten. Die ersten Bücher der "namenlosen Liebe " darunter "Wer sind wir" sowie die Flugschrift "Gehör! Nur einen Augenblick" wurden 1908 als "unzüchtige Schriften" beschlagnahmt und der Verleger Bernhard Zack,, der Mackay deckte, wurde wegen der angeblichen öffentlichen Beleidigung zu einer erheblichen Geldstrafe verurteilt. Mackays Pseudonym wurde sorgfältig bewahrt, aber Mackay, der mit seinem Verleger befreundet war, übernahm nicht nur die Kosten, sondern er finanzierte auch den Verlag von B. Zack und ließ in diesem auch seine anderen Bücher erscheinen. 1911 konnte der Verlag B. Za