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Kampf (die Zeitschrift): Unterschied zwischen den Versionen

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==Geschichte und Profil der Zeitschrift==
 
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Mit der "Neue Folge" des "Kampf" führte Johannes Holzmann sein 1902/03 in Berlin erschienenes, nicht mehr auffindbares Blatt mit dem Titel "Kampf. Blätter zur Bekämpfung der öffentlichen und geheimen Mißstände" fort, das er 1903 mit der von A. Bernstein-Sawersky  hrsg. "Peitsche. Halbmonatschrift für Kritik und Satire" zur "Montagspost (mit der Beilage 'Kampf!'). Blätter für Freiheit und Menschenrechte" zusammengelegt hatte. Die Titelseite trug als Motto: "Gesunder Menschenverstand -:/das revolutionärste, das es giebt <nowiki> [</nowiki>!<nowiki>]</nowiki>", ein Wort des Dühring-Anhängers Benedict Friedlaender, der mit dem Anarchismus sympathisierte, der sich seit der Jahrhundertwende in der Homosexuellenbewegung engagierte und der den "Kampf" finanziell unterstützte. Holzmann stattete auf diese Weise seinen Dank an den Mäzen ab, zumal er sich mit diesem Motto voll identifizieren konnte. Denn der "Kampf" war kein anarchistisches Programmblatt, sondern ein mit den Kategorien der Menschen- und Freiheitsrechte operierendes Organ. Holzmann vertrat die Überzeugung, "daß der gesunde Menschenverstand heut das revolutionärste bedeutet - nicht bloß in politischer, d.h. sozialethischer, sondern auch in ethisch-ästhetischer, sittlicher, sozialer Hinsicht sei" (Nr 11/S. 305). Dementsprechend wollte "alle diejenigen zu Worte kommen" lassen, die "für freiheitliche Bewegungen welcher Art auch immer eintreten, seien es politische oder ethische, wirtschaftliche oder abstrakt wissenschaftliche, stehen sie auf pädagogischer oder künstlerischer Grundlage"; als Ziel galt  programmatisch: "Statt Autorität: Aufklärung, eigene Entwicklung; Wissenschaft für <nowiki>[</nowiki>=statt<nowiki>]</nowiki> Glauben, und anstelle der Moral: Ästhetik. Und das Fazit: - Freie Persönlichkeit" (so Holzmanns Leitartikel im 1. Heft). Demgemäß bildeten die Stoßrichtung des "Kampf" die Wilhelminische Zensur, Spitzeltum, Klassenjustiz und Militarismus, klerikale Arroganz und preußisches Schulsystem; Holzmann setzte sich für die freie Liebe und insbesondere für die Rechte der Homosexuellen ein, deren Kampf gegen den § 175 er vorbehaltlos unterstützte.  
 
Mit der "Neue Folge" des "Kampf" führte Johannes Holzmann sein 1902/03 in Berlin erschienenes, nicht mehr auffindbares Blatt mit dem Titel "Kampf. Blätter zur Bekämpfung der öffentlichen und geheimen Mißstände" fort, das er 1903 mit der von A. Bernstein-Sawersky  hrsg. "Peitsche. Halbmonatschrift für Kritik und Satire" zur "Montagspost (mit der Beilage 'Kampf!'). Blätter für Freiheit und Menschenrechte" zusammengelegt hatte. Die Titelseite trug als Motto: "Gesunder Menschenverstand -:/das revolutionärste, das es giebt <nowiki> [</nowiki>!<nowiki>]</nowiki>", ein Wort des Dühring-Anhängers Benedict Friedlaender, der mit dem Anarchismus sympathisierte, der sich seit der Jahrhundertwende in der Homosexuellenbewegung engagierte und der den "Kampf" finanziell unterstützte. Holzmann stattete auf diese Weise seinen Dank an den Mäzen ab, zumal er sich mit diesem Motto voll identifizieren konnte. Denn der "Kampf" war kein anarchistisches Programmblatt, sondern ein mit den Kategorien der Menschen- und Freiheitsrechte operierendes Organ. Holzmann vertrat die Überzeugung, "daß der gesunde Menschenverstand heut das revolutionärste bedeutet - nicht bloß in politischer, d.h. sozialethischer, sondern auch in ethisch-ästhetischer, sittlicher, sozialer Hinsicht sei" (Nr 11/S. 305). Dementsprechend wollte "alle diejenigen zu Worte kommen" lassen, die "für freiheitliche Bewegungen welcher Art auch immer eintreten, seien es politische oder ethische, wirtschaftliche oder abstrakt wissenschaftliche, stehen sie auf pädagogischer oder künstlerischer Grundlage"; als Ziel galt  programmatisch: "Statt Autorität: Aufklärung, eigene Entwicklung; Wissenschaft für <nowiki>[</nowiki>=statt<nowiki>]</nowiki> Glauben, und anstelle der Moral: Ästhetik. Und das Fazit: - Freie Persönlichkeit" (so Holzmanns Leitartikel im 1. Heft). Demgemäß bildeten die Stoßrichtung des "Kampf" die Wilhelminische Zensur, Spitzeltum, Klassenjustiz und Militarismus, klerikale Arroganz und preußisches Schulsystem; Holzmann setzte sich für die freie Liebe und insbesondere für die Rechte der Homosexuellen ein, deren Kampf gegen den § 175 er vorbehaltlos unterstützte.  
Einen zentralen Raum nahm die Kunst ein, der Holzmann im Sinne Nietzsches die Rolle einer neuen Lebensorientierung, einer neuen Ethik, einen "Ersatz für die Moral" (Nr. 3/S. 91) zusprach. So enthält der "Kampf" neben den politischen Leitartikeln und Berichten durchgängig literarische Texte - Gedichte und Prosa - sowie kunstkritische Arbeiten von Autoren vor allem aus der Berliner Boheme, zu der Holzmann auch privat enge Kontakte pflegte: Peter Hille, Else Lasker-Schüler (mit einigen Erstveröffentlichungen), Erich Mühsam, Paul Scheerbart. Häufig vertreten sind der als Verfasser von Schauerromanen bekannte Hans Heinz Ewers und Theodor Etzel, die zu dieser Zeit beide auch im anarchistischen 'Armnen Teufel' schrieben, sodann Herwarth Walden und Franz Pfemfert, die ein Jahrfünft später ihre expressionistischen Zeitschriften "Der Sturm" bzw. "Die Aktion" gründen werden; auch Otto Freundlich, Victor Hadwiger, der Kritiker Rudolf Kurtz, Ludwig Rubiner u.a. "Kampf"-Autoren werden später im Umfeld des Expressionismus bekannt, so dass die personelle Besetzung des "Kampf" deutlich  auf die spätere expressionistische Bewegung verweist.
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Einen zentralen Raum nahm die Kunst ein, der Holzmann im Sinne Nietzsches die Rolle einer neuen Lebensorientierung, einer neuen Ethik, einen "Ersatz für die Moral" (Nr. 3/S. 91) zusprach. So enthält der "Kampf" neben den politischen Leitartikeln und Berichten durchgängig literarische Texte - Gedichte und Prosa - sowie kunstkritische Arbeiten von Autoren vor allem aus der Berliner Boheme, zu der Holzmann auch privat enge Kontakte pflegte: Peter Hille, Else Lasker-Schüler (mit einigen Erstveröffentlichungen), [[Mühsam, Erich|Erich Mühsam]], Paul Scheerbart. Häufig vertreten sind der als Verfasser von Schauerromanen bekannte Hans Heinz Ewers und Theodor Etzel, die zu dieser Zeit beide auch im anarchistischen 'Armnen Teufel' schrieben, sodann Herwarth Walden und Franz Pfemfert, die ein Jahrfünft später ihre expressionistischen Zeitschriften "Der Sturm" bzw. "Die Aktion" gründen werden; auch Otto Freundlich, Victor Hadwiger, der Kritiker Rudolf Kurtz, Ludwig Rubiner u.a. "Kampf"-Autoren werden später im Umfeld des Expressionismus bekannt, so dass die personelle Besetzung des "Kampf" deutlich  auf die spätere expressionistische Bewegung verweist.
  
 
Der Frauenliteratur räumt der "Kampf" relativ großes Gewicht ein: allen voran Else Lasker-Schüler, daneben Dolorosa, d. i. die wegen ihrer erotischen Thematik angefeindete Marie Eichhorn, sowie heute wenig oder gar nicht bekannte Autorinnen wie Altmann-Reich, Gisela Bogenhardt, Maria Holma, Nanny Lutze, Hermione von Preuschen, Fedosia Steininger und Kaschka Prawitz. - Ein literarisches Kabinettstück bildet die 7teilige Essayreihe "Pastellbilder der Kunst", u.a. mit den Portäts von Else Lasker-Schüler über die Sängerin Emmi Destinn, von Peter Hille über Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam über Peter Hille.
 
Der Frauenliteratur räumt der "Kampf" relativ großes Gewicht ein: allen voran Else Lasker-Schüler, daneben Dolorosa, d. i. die wegen ihrer erotischen Thematik angefeindete Marie Eichhorn, sowie heute wenig oder gar nicht bekannte Autorinnen wie Altmann-Reich, Gisela Bogenhardt, Maria Holma, Nanny Lutze, Hermione von Preuschen, Fedosia Steininger und Kaschka Prawitz. - Ein literarisches Kabinettstück bildet die 7teilige Essayreihe "Pastellbilder der Kunst", u.a. mit den Portäts von Else Lasker-Schüler über die Sängerin Emmi Destinn, von Peter Hille über Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam über Peter Hille.
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[[Bild:Kampf_konfisziert.gif|thumb|left|360px|Hinweis des ''Kampf'' auf die Beschlagnahmung eines Heftes wegen "Majestätsbeleidigung".]]
 
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Holzmann und der "Kampf" unterlagen strikter Polizeiüberwachung und der Zensur: 11 der 25 erschienen Heften (Nr 1, 5-8, 10, 18, 19, 21, 24, 25) wurden verboten bzw. beschlagnahmt; Holzmann erhielt wegen seiner "unzüchtigen" 16zeiligen Prosaskizze "Die Kleider hindern" (Nr 5/S. 141) eine Geldstrafe und wegen seines "Verkehrs in Anarchistenkreisen" (Nr 26/S. 788) eine Anklage wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz. Schließlich wurde er zu 4 Monate wegen "Nötigung einer Amtsperson" verurteilt und floh in die Schweiz; der "Kampf" wurde deshalb mit Nr 26 abrupt eingestellt.
 
Holzmann und der "Kampf" unterlagen strikter Polizeiüberwachung und der Zensur: 11 der 25 erschienen Heften (Nr 1, 5-8, 10, 18, 19, 21, 24, 25) wurden verboten bzw. beschlagnahmt; Holzmann erhielt wegen seiner "unzüchtigen" 16zeiligen Prosaskizze "Die Kleider hindern" (Nr 5/S. 141) eine Geldstrafe und wegen seines "Verkehrs in Anarchistenkreisen" (Nr 26/S. 788) eine Anklage wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz. Schließlich wurde er zu 4 Monate wegen "Nötigung einer Amtsperson" verurteilt und floh in die Schweiz; der "Kampf" wurde deshalb mit Nr 26 abrupt eingestellt.
 
  
 
==Stellenwert des "Kampf" im libertären Spektrum==
 
==Stellenwert des "Kampf" im libertären Spektrum==

Aktuelle Version vom 20. Juli 2020, 13:02 Uhr

Lexikon der Anarchie: Sachthemen


Titelkopf der ersten Nummer.

Die Zeitschrift Kampf kann als eines der herausragenden Blätter des deutschen Boheme-Anarchismus betrachtet werden. Zu den Mitarbeitern der Zeitschrift und zum engeren Freundeskreis des Herausgebers Johannes Holzmann (Senna Hoy) gehörten namhafte Persönlichkeiten der Berliner Boheme. Neben literarischen Beiträgen finden sich im "Kampf" zahlreiche Berichte über die revolutionäre Bewegung in Russland, antiklerikale und antimilitaristische Artikel und Beiträge zur Emanzipation der Homosexuellen.


Äußere Daten

Titel: Kampf. Zeitschrift für - gesunden Menschenverstand. Neue Folge

Herausgeber: Johannes Holzmann (Senna Hoy) "Verantwortlich für Redaktion und Verlag" (ab Nr 1): Johannes Holzmann; "Verantwortlich für

Redaktion" (ab Nr 14): Johannes Holzmann; "Verantwortlich für Reklame und Anzeigen" (ab Nr 14): Adolf Weber, Berlin

Erscheinungsort: Berlin

Erscheinungsdauer: Jg. 1, 1904 (Nr 1 vom 6.2.) bis 1905 (Nr 26 vom 14.4.); Nr 10 ist nicht erschienen; zu Nr 7 erschien eine 4seitige "Beilage" (19.3.1904)

Erscheinungsweise: wöchentlich, mit einer Unterbrechung zwischen Nr 13 (7.5.1904) und Nr 14 (20.1.1905)

Umfang: pro Heft 32 S.; Gesamtumfang: 788 gez. S., Beilage 4 gez. S.

Format: Oktav

Auflage: bis zu 10.000 (nach Angaben des Hrsg.)

Verlag: Selbstverlag (bis Nr 13); Kampf-Verlag GmbH, Berlin SW 12, Zimmerstr. 19 (ab Nr 14)

Druck: J. S. Preuß, Berlin S.W. (Nr 1-10); S. Gellert, Buchdruckerei, Berlin S., Dresdenerstr. 97 (Nr 11-13); "Gutenberg", Druckerei und Verlag, Akt.-Ges., Berlin W., Lützowstr. 105 (Nr 14); Franz Weber, Berlin W., Mauerstr. 80 (Nr 15-20); Müller & Trapp, Berlin O. 17, Gr. Frankfurterstr. 10 (Nr 21-26)


Geschichte und Profil der Zeitschrift

Mit der "Neue Folge" des "Kampf" führte Johannes Holzmann sein 1902/03 in Berlin erschienenes, nicht mehr auffindbares Blatt mit dem Titel "Kampf. Blätter zur Bekämpfung der öffentlichen und geheimen Mißstände" fort, das er 1903 mit der von A. Bernstein-Sawersky hrsg. "Peitsche. Halbmonatschrift für Kritik und Satire" zur "Montagspost (mit der Beilage 'Kampf!'). Blätter für Freiheit und Menschenrechte" zusammengelegt hatte. Die Titelseite trug als Motto: "Gesunder Menschenverstand -:/das revolutionärste, das es giebt [!]", ein Wort des Dühring-Anhängers Benedict Friedlaender, der mit dem Anarchismus sympathisierte, der sich seit der Jahrhundertwende in der Homosexuellenbewegung engagierte und der den "Kampf" finanziell unterstützte. Holzmann stattete auf diese Weise seinen Dank an den Mäzen ab, zumal er sich mit diesem Motto voll identifizieren konnte. Denn der "Kampf" war kein anarchistisches Programmblatt, sondern ein mit den Kategorien der Menschen- und Freiheitsrechte operierendes Organ. Holzmann vertrat die Überzeugung, "daß der gesunde Menschenverstand heut das revolutionärste bedeutet - nicht bloß in politischer, d.h. sozialethischer, sondern auch in ethisch-ästhetischer, sittlicher, sozialer Hinsicht sei" (Nr 11/S. 305). Dementsprechend wollte "alle diejenigen zu Worte kommen" lassen, die "für freiheitliche Bewegungen welcher Art auch immer eintreten, seien es politische oder ethische, wirtschaftliche oder abstrakt wissenschaftliche, stehen sie auf pädagogischer oder künstlerischer Grundlage"; als Ziel galt programmatisch: "Statt Autorität: Aufklärung, eigene Entwicklung; Wissenschaft für [=statt] Glauben, und anstelle der Moral: Ästhetik. Und das Fazit: - Freie Persönlichkeit" (so Holzmanns Leitartikel im 1. Heft). Demgemäß bildeten die Stoßrichtung des "Kampf" die Wilhelminische Zensur, Spitzeltum, Klassenjustiz und Militarismus, klerikale Arroganz und preußisches Schulsystem; Holzmann setzte sich für die freie Liebe und insbesondere für die Rechte der Homosexuellen ein, deren Kampf gegen den § 175 er vorbehaltlos unterstützte. Einen zentralen Raum nahm die Kunst ein, der Holzmann im Sinne Nietzsches die Rolle einer neuen Lebensorientierung, einer neuen Ethik, einen "Ersatz für die Moral" (Nr. 3/S. 91) zusprach. So enthält der "Kampf" neben den politischen Leitartikeln und Berichten durchgängig literarische Texte - Gedichte und Prosa - sowie kunstkritische Arbeiten von Autoren vor allem aus der Berliner Boheme, zu der Holzmann auch privat enge Kontakte pflegte: Peter Hille, Else Lasker-Schüler (mit einigen Erstveröffentlichungen), Erich Mühsam, Paul Scheerbart. Häufig vertreten sind der als Verfasser von Schauerromanen bekannte Hans Heinz Ewers und Theodor Etzel, die zu dieser Zeit beide auch im anarchistischen 'Armnen Teufel' schrieben, sodann Herwarth Walden und Franz Pfemfert, die ein Jahrfünft später ihre expressionistischen Zeitschriften "Der Sturm" bzw. "Die Aktion" gründen werden; auch Otto Freundlich, Victor Hadwiger, der Kritiker Rudolf Kurtz, Ludwig Rubiner u.a. "Kampf"-Autoren werden später im Umfeld des Expressionismus bekannt, so dass die personelle Besetzung des "Kampf" deutlich auf die spätere expressionistische Bewegung verweist.

Der Frauenliteratur räumt der "Kampf" relativ großes Gewicht ein: allen voran Else Lasker-Schüler, daneben Dolorosa, d. i. die wegen ihrer erotischen Thematik angefeindete Marie Eichhorn, sowie heute wenig oder gar nicht bekannte Autorinnen wie Altmann-Reich, Gisela Bogenhardt, Maria Holma, Nanny Lutze, Hermione von Preuschen, Fedosia Steininger und Kaschka Prawitz. - Ein literarisches Kabinettstück bildet die 7teilige Essayreihe "Pastellbilder der Kunst", u.a. mit den Portäts von Else Lasker-Schüler über die Sängerin Emmi Destinn, von Peter Hille über Else Lasker-Schüler, Erich Mühsam über Peter Hille.

Hinweis des Kampf auf die Beschlagnahmung eines Heftes wegen "Majestätsbeleidigung".

Holzmann und der "Kampf" unterlagen strikter Polizeiüberwachung und der Zensur: 11 der 25 erschienen Heften (Nr 1, 5-8, 10, 18, 19, 21, 24, 25) wurden verboten bzw. beschlagnahmt; Holzmann erhielt wegen seiner "unzüchtigen" 16zeiligen Prosaskizze "Die Kleider hindern" (Nr 5/S. 141) eine Geldstrafe und wegen seines "Verkehrs in Anarchistenkreisen" (Nr 26/S. 788) eine Anklage wegen Verstoßes gegen das Vereinsgesetz. Schließlich wurde er zu 4 Monate wegen "Nötigung einer Amtsperson" verurteilt und floh in die Schweiz; der "Kampf" wurde deshalb mit Nr 26 abrupt eingestellt.

Stellenwert des "Kampf" im libertären Spektrum

Holzmann leitete seinen "Kampf" als ganz individuell angelegtes Organ, wie er denn überhaupt gern als Einzelkämpfer operierte; als ihn 1905 die "Dresdener Nachrichten" den "geistigen Leiter des Berliner Anarchismus" nannten, erklärten die beiden Berliner Anarchistengruppen um den "Freien Arbeiter" und den "Anarchist" öffentlich, dass Holzmann "zu unserer Bewegung in gar keiner Beziehung steht" (Zur Beachtung. In: Der freie Arbeiter 2, 1905, Nr 9, S. 36; gleichlautend in: Der Anarchist 3, 1905, Nr 4). Auch Gustav Landauer beäugte den "Kampf" mit Mißtrauen und pflegte die "roten Hefte" in den Papierkorb zu werfen (Max Nettlau: Anarchisten und Syndikalisten. Teil I. Vaduz 1984, S. 218, Anm. 248). Allerdings hatte Holzmann mit Erich Mühsam und gelegentlich Werner Daya (d.i. Werner Karfunkelstein) einen wichtigen aus anarchistischer Perspektive schreibenden Autor gewonnen, ohne dass der "Kampf" aber als dezidiert anarchistische Zeitschrift anzusehen wäre. Allerdings stellte Holzmann gegen Ende den "Kampf" der "Anarchistischen Föderation Deutschlands (AFD)]] um Paul Frauböse zur Verfügung, der er sich auch selbst anschloß (vgl. Seemüller [d.i. Fritz Müsser-Weißensee]: "Anarchistische Föderation Deutschlands", Nr 25/S. 743-747). So ist der "Kampf", der auch öffentliche Veranstaltungen und "Intime Abende" veranstaltete, ein Beispiel für einen von freiem Geist inspirierten, unerschrockenen Journalismus; seine besondere Leistung liegt in der Präsentation von Proben moderner, 'vor-expressionistischer' Literatur und Ästhetik.

Literatur und Quellen

  • Reprint: Vaduz/Liechtenstein: Topos 1988 [recte 1989]. Hrsg. v. Walter Fähnders (mit Inhaltsverzeichnis, Einleitung des Hrsg. ["Johannes Holzmann (Senna Hoy) und der 'Kampf'"] und Bibliographie der Werke von Holzmann).
  • W. Fähnders: Ein romantischer Rowdy. Hinweise auf Leben und Werk des Anarchisten Senna Hoy. In: Die Aktion (Ed. Nautilus) 9 (1989), Nr 47/49, S. 706-731;
  • ders.: Anarchism and Homosexuality in Wilhelmine Germany: Senna Hoy, Erich Mühsam, John Henry Mackay. In: Journal of Homosexuality 29, 1995, Nr 2/3, S. 117-153;
  • W. Haug: Kampf. Zeitschrift für - gesunden Menschenverstand. In: Schwarzer Faden, 1989, Nr 32, S. 49f.;
  • W. Raul: Kampf. Zeitschrift für - gesunden Menschenverstand. In: Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, 1990, Nr 10, S. 206-208.

Weblinks

"Kampf <Berlin, 1904>". Eintrag in der Datenbank des Datenbank des deutschsprachigen Anarchismus - Pressedokumentation.


Autor: Walter Fähnders

Quelle: Dieser Artikel erschien erstmals in: Lexikon der Anarchie: Encyclopaedia of Anarchy. Lexique de l'anarchie. - Hrsg. von Hans Jürgen Degen. - Bösdorf: Verlag Schwarzer Nachtschatten, 1993-1996 (5 Lieferungen). - Loseblattsammlung in 2 Ringbuchordnern (alph. sortiert, jeder Beitrag mit separater Paginierung). Für die vorliegende Ausgabe wurde er überarbeitet.

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