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K (Frühe Kindheit)
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Die Eltern Edelstadts, Moisei Ivanovitch und Katerina Fiodorovna, lebten in der russischen Stadt Kaluga, rund 170 von Moskau entfernt. Unter den 39.000 Einwohnern befanden sich nur wenige hundert Juden, denn seit einem Erlass Katarina II. im Jahr 1791 existierten Ansiedlungsbezirke im europäischen Teil Russlands, die speziell für die jüdischen Bevölkerung geschaffen worden waren und in denen, trotz der einsetzenden Liberalisierung antijüdischer Gesetzgebungen unter Alexander II., noch immer die meisten Juden lebten.
 
Die Eltern Edelstadts, Moisei Ivanovitch und Katerina Fiodorovna, lebten in der russischen Stadt Kaluga, rund 170 von Moskau entfernt. Unter den 39.000 Einwohnern befanden sich nur wenige hundert Juden, denn seit einem Erlass Katarina II. im Jahr 1791 existierten Ansiedlungsbezirke im europäischen Teil Russlands, die speziell für die jüdischen Bevölkerung geschaffen worden waren und in denen, trotz der einsetzenden Liberalisierung antijüdischer Gesetzgebungen unter Alexander II., noch immer die meisten Juden lebten.
  
Moisei Ivanovitch war ein Kantonist oder, wie man es heute ausdrücken würde, ein Kindersoldat. Entsprechend der von Nikolei I. erlassenen Kantonistendekrete wurde Ivanovitch bereits im Kindesalter zur Armee eingezogen und musste dann einen Wehrdienst von 25 Jahren ableisten. Dies berechtigte ihn schätzungsweise auch zur Niederlassung in Kaluga, wo er nach dem Militärdienst zuerst als  Polizist und dann in einem Sägewerk arbeitete. Die Mutter Edelstadts, Katerina Fiodorovna, ernährte insgesamt sieben Kinder. Da in Kaluga nur die Sprösslinge wohlhabender Eltern das Gymnasium oder die Realschule besuchten und es für die Kinder niederer Klassen lediglich einige Grundschulen gab, die Eltern jedoch Wert auf ein Mindestmaß an Bildung legten, wurde David Edelstadt durch Privatlehrer in Russisch und Hebräisch unterrichtet. In dem Gedicht ''Familien-portret'', geschrieben um 1885, beschreibt Edelstadt seine Eltern:  
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Moisei Ivanovitch war ein Kantonist oder, wie man es heute ausdrücken würde, ein Kindersoldat. Entsprechend der von Nikolei I. erlassenen Kantonistendekrete wurde Ivanovitch bereits im Kindesalter zur Armee eingezogen und musste dann einen Wehrdienst von 25 Jahren ableisten. Dies berechtigte ihn schätzungsweise auch zur Niederlassung in Kaluga, wo er nach dem Militärdienst zuerst als  Polizist und dann in einem Sägewerk arbeitete. Die Mutter Edelstadts, Katerina Fiodorovna, ernährte insgesamt sieben Kinder. Sie verdiente sich ein Zubrot indem sie Kostgängern und Arbeitern Kost und Logis anbot. Da in Kaluga nur die Sprösslinge wohlhabender Eltern das Gymnasium oder die Realschule besuchten und es für die Kinder niederer Klassen lediglich einige Grundschulen gab, die Eltern jedoch Wert auf ein Mindestmaß an Bildung legten, wurde David Edelstadt durch Privatlehrer in Russisch und Hebräisch unterrichtet. In dem Gedicht ''Familien-portret'', geschrieben um 1885, beschreibt Edelstadt sie:  
  
  

Version vom 21. Mai 2014, 09:31 Uhr

Lexikon der Anarchie: Personen | Ja In Arbeit


David Edelstadt (Jiddisch: דוד עדעלשטאַט,transkr.: Dovid Edelshtat; geb. 21. Mai 1866 in Kaluga; gest. 17. Oktober 1892 in Denver); Jiddischer Dichter und Journalist.

David Edelstadt (1866-1892)


Leben

Frühe Kindheit

Die Eltern Edelstadts, Moisei Ivanovitch und Katerina Fiodorovna, lebten in der russischen Stadt Kaluga, rund 170 von Moskau entfernt. Unter den 39.000 Einwohnern befanden sich nur wenige hundert Juden, denn seit einem Erlass Katarina II. im Jahr 1791 existierten Ansiedlungsbezirke im europäischen Teil Russlands, die speziell für die jüdischen Bevölkerung geschaffen worden waren und in denen, trotz der einsetzenden Liberalisierung antijüdischer Gesetzgebungen unter Alexander II., noch immer die meisten Juden lebten.

Moisei Ivanovitch war ein Kantonist oder, wie man es heute ausdrücken würde, ein Kindersoldat. Entsprechend der von Nikolei I. erlassenen Kantonistendekrete wurde Ivanovitch bereits im Kindesalter zur Armee eingezogen und musste dann einen Wehrdienst von 25 Jahren ableisten. Dies berechtigte ihn schätzungsweise auch zur Niederlassung in Kaluga, wo er nach dem Militärdienst zuerst als Polizist und dann in einem Sägewerk arbeitete. Die Mutter Edelstadts, Katerina Fiodorovna, ernährte insgesamt sieben Kinder. Sie verdiente sich ein Zubrot indem sie Kostgängern und Arbeitern Kost und Logis anbot. Da in Kaluga nur die Sprösslinge wohlhabender Eltern das Gymnasium oder die Realschule besuchten und es für die Kinder niederer Klassen lediglich einige Grundschulen gab, die Eltern jedoch Wert auf ein Mindestmaß an Bildung legten, wurde David Edelstadt durch Privatlehrer in Russisch und Hebräisch unterrichtet. In dem Gedicht Familien-portret, geschrieben um 1885, beschreibt Edelstadt sie:


Hier ist die Mutter, die Leidende und Gute –
ich erinnere mich an deine Gestalt:
dein klarer Kopf, die Liebe deine,
umflochten voller Sorge und Leid.

[…]

Und du mein Vater, in Gedanken verloren,
grau und getreu,
atmest von deinem Bild voll Zärtlichkeit,
voll ehrlichem Patriarchat. [1]


Autor: Marcel Gruber

Bibliographie

Quellen

  • Bovshover, Josef: Gezamelte shriftn. Poezy und proza, New York: Fraye Arbayter Shtime, 1911
  • Marmor, Kalmon: Dovid Edelshtat. New York: Yidisher Kultur-Farband YKUF, 1950
  • Michels, Tony: A Fire in their Hearts. Yiddish Socialists in New York, Harvard: UP, 2005

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Weblinks


Anmerkungen

  1. Marmor, S. 247


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