Das Fanal-Projekt
Buchcover: | |
Autor/en: | Erich Mühsam (Herausgeber) |
Titel: | Fanal |
Untertitel: | Anarchistische Monatsschrift |
Editoriales: | Jg. 1 (1926/27) - Jg. 5 (1930/31). Neu herausgegeben und mit einer Einleitung von Jochen Schmück. Neudruck nach der Originalausgabe mit einem neu erstellten Inhaltsverzeichnis. |
Verlag: | Libertad Verlag |
Erscheinungsort: | Potsdam |
Erscheinungsjahr: | 2014 |
Umfang, Aufmachung: | 5 Bände, ca. 1250 Seiten, Hardcover. |
ISBN: | (ISBN-13:) 978-3922226260 |
Preis: | Ladenpreis: ca. 125,00 € Subskriptionspreis: 98,00 € |
Direktkauf: | nach Erscheinem z.B. bei aLibro, der Autorenbuchhandlung des DadAWeb, oder direkt beim Libertad Verlag. |
Vor 80 Jahren wurde am 10. Juli 1934 der Anarchist, Dichter und Publizist Erich Mühsam im KZ Oranienburg ermordet. Um an sein Leben und Wirken zu erinnern, werden wir die von ihm in den Jahren 1926 bis 1931 herausgegebene Zeitschrift „Fanal“ neu in einer fünfbändigen Buchausgabe veröffentlichen. Gleichzeitig wird es eine frei zugängliche Onlineversion der Zeitschrift geben. Damit ist dieses Projekt eine echte Herausforderung, und wir würden uns freuen, wenn wir dafür Deine Unterstützung bekommen könnten.
Erich Mühsam und die Zeitschrift "Fanal"
Der Anarchist, Dichter und Schriftsteller Erich Mühsam (1878-1934) hat sich politisch vor allem als Publizist engagiert. Von 1911 bis 1918 gab er die Zeitschrift "Kain heraus, und von 1926 bis 1931 veröffentlichte er die im Untertitel aus "Anarchistische Monatsschrift" ausgewiesene Zeitschrift "Fanal". Wie bereits im Vorgängerblatt „Kain“ stammte der Großteil der Beiträge im „Fanal“ von Erich Mühsam selbst, aber die Zeitschrift bot auch anderen libertären Autoren, wie z. B. Rudolf Rocker, H. W. Gerhard (d.i. Gerhard Wartenberg) und Fritz Müller, eine Plattform zur Definition und Diskussion der zeitgenössischen anarchistischen Theorie und Praxis. Daneben wurden im „Fanal“ eine Reihe von Beiträgen ausländischer Anarchisten, wie z. B. von Sebastian Faure oder Alexander Berkman, veröffentlicht.
Innerhalb der anarchistischen Bewegung Deutschlands hat Erich Mühsam Zeit seines Lebens eine Sonderstellung eingenommen. Sein wichtigstes politisches Anliegen, für das er sich in seiner Zeitschrift „Fanal“ und in Reden auf Veranstaltungen einsetzte, war die Schaffung einer Einheitsfront der proletarisch-revolutionären Bewegung gegen die drohende Gefahr der politischen Reaktion. Für dieses Ziel engagierte sich Mühsam sowohl in der Föderation der kommunistischen Anarchisten Deutschlands (FKAD) als auch in Organisationen, die der KPD nahestanden, wie der Roten Hilfe Deutschlands und dem Schutzverband Deutscher Schriftsteller (SDS). Mit seinem politischen Grenzgängertum, das die traditionellen ideologischen Gegensätze zwischen Anarchisten und Parteikommunisten ignorierte, machte sich Mühsam weder bei der Geschäftskommission der FKAD noch bei der Parteiführung der KPD beliebt. Und so ist es nicht verwunderlich, dass er wegen seines Engagements in der Roten Hilfe 1925 aus der FKAD ausgeschlossen wurde und 1931 sein Ausschluss aus dem SDS wegen wiederholter Teilnahme an „radikalen Aktionen“ erfolgte.
Mehr Verständnis für seine Einheitsfrontideen fand Mühsam dagegen bei der Anarchistischen Vereinigung Berlin, der er sich nach seiner Trennung von der FKAD angeschlossen hatte. Im Oktober 1927 stellte Mühsam seine bis dahin als „Privatblatt“ herausgegebene Zeitschrift „Fanal“ der Anarchistischen Vereinigung Berlin (AVB) als Organ zur Verfügung. Doch auch weiterhin war es Mühsam, der die überwiegende Mehrzahl der im Fanal veröffentlichten Beiträge – darunter einige seiner brillantesten politischen Essays – verfasste. Zwar besaß die in Opposition zur FKAD stehende AVB nur eine regionale Bedeutung, nichtsdestotrotz kam dem „Fanal“ als ein theoretisches Diskussionsorgan durchaus eine größere überregionale Bedeutung in der libertären Bewegung Deutschlands zu.
Wie die gesamte Presse der deutschen Linken war auch die Presse der Syndikalisten und Anarchisten im Zuge der Politik der Notverordnungen seit 1931 scharfen Verfolgungen ausgesetzt. Als gefährlichstes Machtinstrument zur Unterdrückung der linken Presse erwies sich die am 17. Juni 1931 von der Regierung Brüning verabschiedete Pressenotverordnung. Denn dort, wo wie in Danzig oder in Braunschweig die Nationalsozialisten bereits die Regierung übernommen hatten, wurden mit Hilfe der Pressenotverordnung sogar gemäßigte sozialdemokratische Blätter verboten. Aber auch die Sozialdemokraten versuchten – sofern sie selbst wie in Preußen noch an den politischen Machthebeln saßen – aus der Pressenotverordnung kurzfristiges politisches Kapital zu schlagen, indem sie ihre linksradikalen Kritiker und Gegner unterdrückten. So verbot am 31. Juli 1931 Grzesinski, der sozialdemokratische Polizeipräsident von Berlin, die von Mühsam zu dieser Zeit als Organ der Anarchistischen Vereinigung Berlin herausgegebene Zeitschrift „Fanal“. Begründet wurde das Verbot mit einem in der Juli-Ausgabe des „Fanal“ abgedruckten Artikel "Was gespielt wird", in dem nach Ansicht von Grszinski die Reichsregierung in böswilliger Absicht verächtlich gemacht worden war. [1] Die beanstandete Juliausgabe des „Fanal war zugleich auch die letzte reguläre Nummer, die von dem Blatt erschienen ist. Nach Aufhebung des Verbots am 2. November 1931 erschienen aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten und wegen der Gefahr eines neuen Verbots nur noch vier Fanal-Rundbriefe und als Sondernummer des „Fanal“ Anfang 1933 die Schrift "Die Befreiung der Gesellschaft vom Staat. Was ist kommunistischer Anarchismus", die als Mühsams politisches Testament betrachtet werden kann.
Nach der der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland am 30. Januar 1933 gehörten Erich Mühsam und seine Frau Zensl zu den Ersten, denen die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen wurde. Als prominenter Gegner der Nazis wurde Erich Mühsam in der Nacht vom 27. zum 28. Februar 1933, also in der Nacht des Reichtstagsbrandes, von der SA verhaftet. Es folgte ein monatelanges Martyrium in Haftanstalten und Konzentrationslagern, das erst am 10. Juli 1934 mit seiner Ermordung durch die SS-Wachmannschaft im KZ Oranienburg ein Ende fand.
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Jochen Schmück
für die Digitale Bibliothek im DadAWeb und den Libertad Verlag.
Anmerkungen
- ↑ 1)Tatsächlich war Grzesinski das „Fanal“ schon lange ein Dorn im Auge gewesen. Und ein persönlicher Racheakt Grzesinskis läßt sich daher zumindest nicht ausschließen. Der eigentliche Anlaß für das Verbot des „Fanal“ war vermutlich weniger Mühsams Artikel "Was gespielt wird", sondern vielmehr sein Leitartikel "Im Sumpf der Taktik". In diesem hatte Mühsam die unselige parlamentarische Taktiererei der sozialdemokratischen Minister und besonders scharf die Rolle des Polizeipräsidenten Grzesinski angegriffen.
Inhalt
folgt in Kürze in Form des Inhaltsverzeichnis der fünf Bände des Buches . . .