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Anarchie 3.0

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Inhaltliche Ziele / Projektbeschreibung

Anarchie 3.0 ist der Titel eines sozialwissenschaftlichen Forschungs- und Publikationsvorhabens. Der Begriff Anarchie 3.0 wird für die anarchoiden (d.h. hier: mutualistischen, nicht-hierarchischen und dezentralistischen) Tendenzen verwendet, wie sie in der Gegenwart beobachten werden können und das Entstehen einer "Anarchie ohne Anarchisten" erahnen lassen.

In der Chronologie der zwei vorherigen Anarchien definiert sich die Anarchie 3.0 wie folgt:

  • Anarchie 2.0: Die Ende des 18. bzw. Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene und bislang unrealisiert gebliebene Vision einer Anarchie, wie sie von den ideologischen Vertretern des klassischen, aber auch des neuen Anarchismus propagiert worden ist. Diese Utopie einer mit politischen Mitteln angestrebten sozialen Anarchie muss (wohl nicht nur aus realpolitischer Sicht) als historisch gescheitert betrachtet werden. (Zu den Klassikern des Anarchismus siehe: Paul Eltzbacher: Der Anarchismus; zum neuen Anarchismus siehe: Hans J. Degen & Jochen Knoblauch <Hrsg.>: Anarchismus 2.0).
  • Anarchie 3.0: Die "praktische (und d.h. hier: nicht-deklarierte) Anarchie" der akephalen und mutualistischen Entwicklungstendenzen in Wirtschaft und Gesellschaft, wie wir sie seit Beginn des sog. "Informationszeitalters" insbesondere in den fortgeschrittenen Industriestaaten beobachten können. Die Gesellschaft ist im Umbruch. Besonders deutlich wird dies in der Konsum- und Produktionssphäre: Konsumenten werden zu Produzenten, die sich in freien Vereinigen von Prosumenten zum Vorteil des Einzelnen und Aller zusammenschließen. Organisatorische und soziale Hierarchien werden abgebaut sowie sie die freie Entwicklung des Netzwerkes der Prosumenten stören. Besitzerhältnisse werden nicht nur in Frage gestellt, sondern auch radikal umgestaltet. Neue Ökonomien entstehen, die an die mutualistischen Schenk- und Tauschwirtschaften unserer staatslosen Vorfahren erinnern.

Die Anarchie 3.0, also die "praktische Anarchie" der Gegenwart, ähnelt tlw. frappierend der "regulierten Anarchie" unserer vorstaatlichen Vorfahren. Deren Anarchie (also die Anarchie 1.0) hat wiederum mit der Anarchie 2.0 (der "Anarchie der Anarchisten") so gut wie nichts zu tun und das gleiche gilt für das Verhältnis von Anarchie 2.0 und Anarchie 3.0. Zwischen den einzelnen Anarchien (1-3) liegt jeweils ein gravierender "Systemsprung", der die jeweils jüngere Anarchie gegenüber der älteren als etwas originär Neues erscheinen lässt, da sie in keiner direkten Kontinuität zur vorhergehenden Anarchie steht.

Weitere Infos sowie die Dokumentation der laufenden Forschungsergebnisse finden sich auf der hierfür extra eingerichteten Projekt-Homepage www.anarchie-3-0.org, die demnächst als Wiki oder Blog ihren Betrieb aufnehmen wird.

Jochen Schmück,
Potsdam, 3. März 2008