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Diskussion:Lutz Schulenburg - Gedenkseite

Aus DadAWeb
Version vom 4. Mai 2013, 13:35 Uhr von Joerg A (Diskussion | Beiträge) (Erinnerungen an Lutz Schulenburg)
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Wer seine Erinnerung an Lutz Schulenburg mit uns teilen möchte, kann dies gerne auf der für ihn eingerichteten Gedenkseite im DadAWeb-Memorial tun. Hierfür bitte Deinen Text hier auf der frei zugänglichen Diskussionsseite einstellen, wir übernehmen ihn dann auf die Hauptseite. Fotos bitte an die Redaktion des DadAWeb schicken. Wir stellen sie dann zu Eurem Beitrag auf der Lutz-Schulenburg-Gedenkseite ein.

Jochen Schmück
für die DadAWeb-Redaktion

Erinnerungen an Lutz Schulenburg

Die Nachricht vom Tod Lutz Schulenburgs traf mich wie ein Schlag, und die Benommenheit wirkt noch nach. Ende der 1980er Jahre, als Student in (West-) Berlin, hatte ich einen Artikel über "intellektuelle Metamorphosen" an die Hamburger Zeitschrift Die Aktion geschickt. Deren Herausgeber, Lutz Schulenburg, ermunterte mich, einen Beitrag über die Wandlungen Hans Magnus Enzensbergers zu schreiben. Kurze Zeit später fiel die Grenze zwischen West und Ost. Die Euphorie über das Ende der DDR konnte ich nicht teilen, denn schon zu Beginn des Jahres 1990 machten sich in Berlin nationalistische und reaktionäre Tendenzen bemerkbar. Lutz war jedoch von einem radikalen Optimismus beseelt, als käme nun unter den Trümmern des "real existierenden Sozialismus" der "wahre Sozialismus" zum Vorschein. Im Januar 1990 brachte er in einer Ausgabe der Aktion unter dem Balken "Sozialismus, Räte, Volkssouveränität" Dokumente der "Vereinigten Linken" heraus, ehe schließlich nahezu alle zu den Agenturen der kapitalistischen Herrschaft überliefen. Im "Kleinen Briefkasten" (Editorial) hieß es: "[...] am Traum von der Roten Republik halten wir fest, Ehrensache; wie auch an der Feindschaft gegen Schwarz-Rot-Gold - den Farben des Betrugs".

Danach verloren wir uns aus den Augen. Später - zwanzig Jahre waren ins Land gezogen - veröffentlichte er wieder einen kurzen Artikel von mir in der Aktion, und wir verabredeten, dass ich einen Artikel über John Dos Passos für seine Zeitschrift schreiben sollte, der jedoch über die ersten Seiten nicht hinauskam. Zum letzten Mal sah ich die auffällige Gestalt mit den langen weißen Haaren am Stand der Edition Nautilus auf der Frankfurter Buchmesse im letzten Jahr, ohne zu wissen, dass es das letzte Mal sein würde. Es ist sehr traurig.

Jörg Auberg